Gutes Licht für Deine Videos (2/3): Die Dreipunkte-Ausleuchtung

Judith Steiner

Judith Steiner

VideoKraft Trainerin

Im letzten Blogeintrag ging es darum, wie Du mit dem Licht vor Ort arbeiten kannst, wenn Du ohne zusätzliche Lampen filmst. Hier zeige ich Dir, wie die klassische Dreipunkte-Ausleuchtung mit Lampen funktioniert.

So arbeiten Profis

Die Dreipunkte-Ausleuchtung ist die klassische Ausleuchtung für Interviews und Moderationen.

3 Vorteile von Lampen

Das ist für mich der grösste Vorteil davon, mit Lampen zu arbeiten. Du kannst dort filmen, wo der Hintergrund optimal ist. Du musst keine Kompromisse eingehen und hast sowohl einen schönen Hintergrund als auch gutes Licht auf dem Gesicht Deines Interviewpartners.

Es gibt aber noch weitere Vorteile, wenn Du Lampen zur Verfügung hast:

  • Du kannst beim Bild durch die Beleuchtung mehr herausholen und auch vor hellem Hintergrund filmen.
  • Du hast immer genügend Licht dabei und bist nicht auf das Tageslicht oder das Raumlicht angewiesen.

Welche Lampen ich empfehlen kann, erzähle ich im dritten Blogpost dieser Serie. Dazu habe ich auch einen PDF-Ratgeber inkl. Ausrüstungs-Tipps erstellt.

Ratgeber Licht Video Judith Steiner

Vorher: Wähle Deinen Hintergrund

Die Regeln, nochmals kurz zusammengefasst:

  • nicht zu unruhig (störende Gegenstände allenfalls entfernen)
  • so wenig Text wie möglich – das Auge beginnt automatisch zu lesen (Ablenkung vom gesprochenen Inhalt)
  • falls vor einer Wand, genügend Abstand lassen, damit kein harter Schatten entsteht und es nicht aussieht, wie „Verbrecherbilder“

1. Key Light

Das Key Light ist das hellste Licht im Setting. Es sorgt dafür, dass Deine Interviewpartnerin gut zu sehen ist.

In der klassischen Dreipunkte-Ausleuchtung scheint das Key Light auf die Gesichtshälfte, die näher bei der Mitte des Bildes ist.

Die Lampe stellst Du möglichst nahe bei der gefilmten Person auf, aber so, dass sie nicht mehr im Bild ist. Ich stelle das Key Light jeweils etwas höher, damit das Gesicht schön in einem schrägen Winkel beleuchtet wird. Dadurch entstehen Schatten und das Gesicht erhält Struktur.

Damit diese Schatten auf der anderen Gesichtshälfte nicht zu dunkel sind, verwenden wir noch eine zweite Lampe:

2. Fill Light

Das Fill Light ist weniger stark als das Key Light. Es kommt ebenfalls von schräg vorne, die Lampe wird relativ nahe bei der gefilmten Person aufgestellt, scheint aber auf die andere Seite des Gesichts.

Wir nehmen dafür weicheres Licht als für das Key Light oder einen Reflektor. Als Fill Light können auch ein Fenster, eine weisse Wand oder ein reflektierender Flipchart dienen!

Mit der Stärke des Fill Light lässt es sich variieren: Wenn das Key Light eindeutig stärker ist, bleibt mehr Schatten und das gibt mehr Charakter ins Gesicht.

3. Hair Light (Back Light)

Das Hair Light (auch „Back Light“ genannt) leuchtet schräg oben auf den Hinterkopf der gefilmten Person (hartes Licht, z.B. Spot). Es gibt mehr Tiefe ins Bild und hebt die Person deutlicher vom Hintergrund ab.

Das Hair Light ist in der Dreipunkte-Ausleuchtung diejenige Lichtquelle, die man am ehesten weglassen kann. Wenn jemand zum Beispiel nicht mehr so viel Haar auf dem Kopf hat, betont man dies mit dem Hair Light eher noch – in diesem Fall lasse ich es weg.

Herausforderung Brillenträger

In der Brille spiegeln sich Lichtquellen. Die Augen sind dann unter Umständen nicht mehr zu sehen. Das macht das Filmen von Personen, die Brille tragen, schwierig – vor allem bei grossen Brillen, wie sie momentan Mode sind.

Beim Aufstellen der Lampen musst Du beachten, dass keine Reflexionen auftauchen. Und wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann höchstens am Rand der Brille.

Mein Trick:

Oft hilft es, das Licht leicht von oben herab zu setzen. Dann fallen Reflexionen nicht auf die Augen.

Brille abnehmen – ja oder nein?

Wenn Dein Interviewpartner die Brille immer trägt, gehört sie zur Person. In diesem Fall unbedingt anbehalten.

Ist Deine Interviewpartnerin jedoch manchmal auch mit Kontaktlinsen oder ohne Brille unterwegs, kann sie die Brille für die Aufnahmen auch abnehmen.

Zweipunkte-Ausleuchtung ohne Lampen

Nicht immer hat man drei Lampen. Je nach Budget und je nachdem, wie man unterwegs ist.

Achte jedoch darauf, dass Du mindestens zwei Lichtquellen aufs Gesicht scheinen lässt! Zwei Lampen sind in jedem Fall besser als eine.

Wenn Du nur eine einzige Lampe oder nur ein Fenster mit Tageslicht hast (dazu der erste Blogpost dieser Licht-Serie: „Das Licht vor Ort richtig nutzen“), gibt es Tricks, wie Du noch ein Fill Light erhalten kannst:

  • Zwei Fensterfronten: In diesem Fall stellst Du den Interviewpartner in die Ecke, in der er oder sie von vorne und von seitlich beleuchtet wird. (Hast Du im Hintergrund eine zweite Fensterfront, also Gegenlicht, musst Du diese entweder verdunkeln oder die Perspektive wechseln.)
  • Aber auch eine Wand oder ein Flipchart, welche das Licht etwas reflektieren, können ein zweites Licht (Fill Light) auf das Gesicht geben. Das macht es heller und mildert die Schatten.

Ratgeber „Gutes Licht für Deine Videos“

Zur aktuellen Blogpost-Serie habe ich einen Ratgeber zusammengestellt. Er enthält Tipps, wie Du mit dem Licht vor Ort arbeiten kannst, aber auch kurz zusammengefasst die Erklärung zur Dreipunkte-Ausleuchtung.

Ratgeber Licht Video Judith Steiner

10 Antworten

    1. Hallo Stefanie. In zwei Wochen kommt das dritte Video meiner Lichtserie. Dort werde ich die verschiedenen Lampen beschreiben, die ich einsetze und auch einen Ratgeber zusammen stellen, mit den Lampen, die ich empfehle. Du brauchst also noch ein bisschen Geduld.

    1. Danke fürs Feedback. Ja, probiere es doch aus. Ist ja gut, wenn man noch Steigerungspotential hat:-) Wenn ich meine ersten Videos auf YouTube anschauen, dann denke ich auch, hätte ich das doch schon früher anders gemacht;-)

  1. So toll erklärt findet man nicht oft was zu dem Thema. Wie vermeidest Du bei Brillenträgern die Schatten vom Gestell? Die fallen ja meistens auch noch in die Augennähe und stören ja doch sehr dort.

    1. Danke fürs Feedback. Ja, die Schatten sind manchmal noch schwieriger als die Spiegelungen zu umgehen. Ich verschiebe das Licht seitlich und in der Höhe, soweit, dass die Schatten so wenig wie möglich stören.

  2. Hallo Judith,
    danke für die Tipps. Ich als Brillenträger habe aber nicht das Problem der Reflexionen, sondern das des Schattens. Der Bügel der Brille zeichnet sich sehr sehr stark auf meinen Wangen bzw. unter den Augen ab…
    Und ohne Brille geht nicht – da ich sonst beim Screencast nichts sehe….

    Hast du einen Tipp für mich?

    lg
    Michael

    1. Hallo Michael. Danke fürs Feedback. Die Schatten der Brille sind wirklich oft eine Herausforderung. Probiere es mal, wenn Du die Lampen mehr von der Seite nimmst und nicht von oben, sondern gerade. Manchmal muss ich es einfach ausprobieren, wie fest von der Seite, wie hoch die Lampen bis ich einfach die bestmögliche Variante habe.

  3. Weniger stark gerichtetes Licht ist auch sehr hilfreich. Also am besten einen Diffusor vor die Lichtquelle setzen (Oktabox etc. mit Dauerlichtquelle nehmen) und den Abstand zum Modell vergrößern. Je diffuser das Licht und je weiter der Abstand, desto geringer sind die Schlagschatten der Brille. Im Grunde gelten beim Film die gleichen Beleuchtungsregeln wie in der Photographie.

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