Wenn jemand vor der Kamera steht und spricht, dann muss man das Gesicht dieser Person sehen. Vor allem ihre Augen. So erhält das, was gesprochen wird, Aufmerksamkeit.
Dafür ist es essenziell, dass das Gesicht gut ausgeleuchtet ist.
Mit diesem Blogeintrag beginne ich eine dreiteilige Serie zum Thema „Licht“: Damit deine Videos im besten Licht erscheinen.
Im ersten Teil erkläre ich Dir, wie Du ohne zusätzliche Ausrüstung gutes Licht erzielen kannst. Im zweiten Teil der Serie dann die Grundlagen fürs Filmen mit zusätzlichen Lichtquellen (die Dreipunkte-Ausleuchtung) und im dritten Teil einige Produkte-Tests und Kauf-Empfehlungen.
Ohne Licht-Equipment unterwegs
Wenn Du wissen willst, wie du Gutes Licht ohne Zusatzlampen hinkriegst, kannst Du dieses Video schauen, den Text unten lesen oder den Ratgeber „Gutes Licht für Deine Videos“ gratis herunter laden. Oder natürlich eine Kombination wählen:-)
Wenn bei mir ein Dreh ansteht, bin ich meistens mit dem Auto unterwegs und habe Koffer mit Lampen und Licht-Stativen dabei. Aber als ich noch als Videojournalistin gearbeitet habe, fuhr ich mit Zug und Bus zu den Interviews. Dabei zog ich meinen Rollkoffer mit der Kamera hinter mir her und trug ein Stativ auf dem Buckel.
Zusätzliche Hilfsmittel für gutes Licht hatten keinen Platz. Abgesehen davon, dass ich im hektischen VJ-Alltag auch gar nicht die Zeit gehabt hätte, diese auch einzurichten.
Um in deinem Video gutes Licht zu haben, musst Du Dir also nicht unbedingt Lampen oder Scheinwerfer kaufen. Mit etwas Know-How kannst Du mit dem vorhandenen Licht viel machen.
Filmen in Innenräumen: Wo sind die Fenster?
Wenn Du vor einem Fenster filmst, mit Blick nach aussen, dann hast Du unter Umständen einen schönen Hintergrund. Aber Deine Interviewpartnerin ist nur als dunkle Silhouette zu erkennen.
Das kennt man auch aus der Fotografie: Gegenlicht gibt schwarze Silhoutten.
Das Fenster kannst Du aber als Lichtquelle nutzen.
Drehe Dich um 180 Grad, also stelle Deine Interviewpartnerin so, dass das Licht vom Fenster auf ihr Gesicht fällt. Du als Kameramann oder -Frau stehst so, dass Du das Fenster seitlich oder im Rücken hast.
Damit hast Du schon sehr schönes Licht. Ein Fenster ist grossflächig, leuchtet also das Gesicht schön aus. Und weil das Licht von der Seite kommt, entstehen keine Schatten unter den Augen. Zwei grosse Vorteile!
Deshalb die wichtigste Frage bei Interviews in Gebäuden: Wo sind die Fenster? Dorthin bringst Du Deinen Interviewpartner.
Raumlicht ausschalten
Wenn im Raum Licht an ist, schaltest Du dieses idealerweise aus. Dafür gibt es zwei Gründe.
1. Je dunkler der Raum ist und je heller das Gesicht, desto schöner ausgeleuchtet erscheint dieses. Das Gesicht sollte möglichst der hellste Punkt im Bild sein – das zieht die Aufmerksamkeit des Zuschauers an und das Gesprochene wird besser wahrgenommen.
Wenn es sich um eine künstlerische Entscheidung handelt, kannst Du natürlich auch eine Lampe oder ein anderes Licht ins Bild bringen. Grundsätzlich gilt aber die Regel, die ich soeben beschrieben habe.
2. Warmes und kaltes Licht sollte man nicht mischen. Tageslicht ist kalt, künstliches Raumlicht meistens warm. Wenn die beiden Lichtquellen vermischt sind, weiss der automatische Weissabgleich nicht so recht, ob nun warmes oder kaltes Licht die Referenz ist. Wenn der Weissabgleich nicht stimmt, wird das Gesicht im kalten Licht eher bläulich.
Filmen in Räumen ohne Fenster
Am frühen Morgen oder wenn die Sonne schon weg ist, nützen Dir Fenster nicht mehr als Lichtquelle. Es gibt auch Räume, in denen gar kein natürliches Licht vorhanden ist.
In diesem Fall suche ich immer zuerst die Lampen. Zum Beispiel die Deckenbeleuchtung.
Nun stellst Du Deinen Interviewpartner (oder Dich selbst, je nach Aufnahme) so auf, dass das Licht der Deckenlampe schön auf das Gesicht fällt und es keine Augenschatten gibt. In dem Beispiel unten funktioniert die Deckenlampe sehr gut.
Falls es Lampen hat, die von der Seite Licht geben, würde ich zuerst diese ausprobieren. Meistens gibt das weniger Schatten unter den Augen.
Oft ist es möglich, in einem Raum das Licht zu verändern oder umzustellen – nutze diese Möglichkeiten!
Unter freiem Himmel
Draussen gelten genau die gleichen Regeln wie diejenigen, die ich für das Filmen in Innenräumen beschrieben habe: Interviewpartnerin oder Moderator brauchen Licht auf dem Gesicht, die Augen müssen zu erkennen sein.
Das funktioniert am besten, wenn es bewölkt ist, oder aber am Morgen oder am späteren Nachmittag/Abend. Denn dann scheint die Sonne nicht mehr von oben herab, sondern tief seitlich ins Gesicht. Sowohl Interviewpartnerin als auch Hintergrund sind hell.
Wenn die Sonne hoch am Himmel steht, gibt es harte Schatten auf dem Gesicht. Der Kontrast ist sehr stark und Falten werden unschön betont. Und wenn es sehr hell ist, kneift Dein Interviewpartner die Augen zu. Eine Sonnenbrille ist da natürlich keine Lösung – man soll die Augen ja sehen! 😉 In diesem Beispiel sieht man die Augen auch ohne Sonnenbrille nicht.
So funktioniert’s: Geh mit Deinem Interviewpartner weg vom direkten Sonnenlicht. Dabei ist wichtig: Auch der Hintergrund muss im Schatten liegen, damit das Bild ausgeglichen ist.
Wenn nur die gefilmte Person im Schatten ist, aber der Hintergrund sonnig, ist entweder die Person zu dunkel…
Ein Baum taugt nicht als Schattenspender, denn durch die Blätter scheint immer wieder Sonnenlicht durch. Das kann unschöne helle Flecken auf die gefilmte Person geben.
HDR: Bald auch bei Video?
Wenn Hinter- und Vordergrund unterschiedlich hell sind, kann man das bei Fotos mit HDR etwas ausgleichen. Dabei werden mehrere Bilder auf einmal aufgenommen, jedes mit unterschiedlicher Belichtung. Die Kamera baut diese Bilder dann so zusammen, sodass sowohl Vorder- und Hintergrund schön ausgeleuchtet sind.
Der gleiche Effekt für Videos zu erzeugen, braucht viel mehr Rechenleistung als bei einem Foto. Für ein HDR Foto kombiniert die Kamera 2 bis 3 Bilder. Für ein Video müssen alle Frames doppelt oder dreifach abgelichtet werden. Es gibt zwar bereits HDR Videos, aber noch nicht für den „Normal-User“ Bereich.
Und was ist mit dem Hintergrund?
Es kann ein Problem sein, dass Du so den Hintergrund nicht frei auswählen kannst. Doch wenn man das Gesicht der gefilmten Person nicht erkennt, interessiert auch der Hintergrund niemanden. Licht hat erste Priorität, Hintergrund zweite.
Generell sollte der Hintergrund möglichst ruhig sein und Tiefe geben. Lösungen dafür:
- Interviewpartner nicht direkt vor eine einfarbige Wand – das gibt wegen dem entstehenden Schatten „Verbrecherbilder“
- Bilder wenn nötig abhängen, störende Gegenstände entfernen
- Beim Filmen mit DSLR-Kamera: Tiefenunschärfe nutzen, um den Hintergrund ruhiger zu machen
- Alternativ: Kamera etwas weiter wegstellen und zoomen – auch das gibt leichte Tiefenunschärfe
Ratgeber „Gutes Licht für Deine Videos“
Die wichtigsten Tipps aus diesem Blogeintrag habe ich in einem Ratgeber zusammengefasst. Hier kannst Du das PDF herunterladen. Darin enthalten sind auch die „Dreipunkte-Ausleuchtung“, auf die ich im nächsten Teil dieser Blog-Serie eingehen werde, und Lampen-Tipps.
Viel Spass beim Ausprobieren! Wie immer freue ich mich, wenn Du mir von Deinen Erfahrungen erzählst.