Ich besitze über ein Dutzend Stative: Einbein- und Dreibeinstativ, Foto- und Videostativ, grosse und kleine Stative… Wenn ich sie alle aufstelle, wie ich das für mein neues Video gemacht habe, sieht es ein bisschen aus wie ein Wald aus lauter Stativen 🙂
Wofür eignet sich welches Stativ?
In diesem Blogpost und im Video lernst Du meine „Stativ-Familie“ kennen.
Ich erkläre Dir, was die Unterschiede zwischen den einzelnen Stativtypen sind. Alle haben nämlich Vor- und Nachteile und eignen sich für verschiedene Zwecke.
Am Schluss des Artikels weisst Du, welches Stativ Du für Dein Video-Projekt am besten brauchen kannst.
Dreibein-Fotostativ
z.B. Manfrotto Befree, 1,4 kg, ca. CHF 169.- bei Digitec
Vorteile: Kompakt und dennoch stabil, Kugelkopf zum Einstellen der Kameraneigung.
Nachteil: Keine Schwenks möglich.
Perfekt zum Fotografieren unterwegs
Dieses Stativ ist klein und kompakt zu verpacken. Es passt gut in eine Tasche und ist deswegen perfekt für unterwegs. Dennoch ist es stabil und hat ein bisschen Gewicht, es wird nicht gleich umgewindet, wenn ich draussen fotografiere oder filme.
Das Fotostativ hat einen Kugelkopf: Diesen kann ich mit dem Schraubgriff lösen und die Fotokamera dann im genau richtigen Winkel festmachen. Das ist wichtig, wenn das Stativ auf einer unebenen Fläche steht, und ich kann so auch schräg nach oben oder unten fotografieren.
Nach dem Einstellen ist die Kamera wieder fixiert. Ich kann den Kugelkopf dann nicht mehr bewegen. Das heisst: Ich kann während dem Filmen keinen Schwenk machen.
Das ist der grosse Unterschied zu einem Videostativ.
Als Videoproduzentin fehlt mir diese Option. Ich merke immer wieder, dass ich es mir einfach gewohnt bin, die Kamera seitlich bewegen zu können. So praktisch das Fotostativ zum Mitnehmen auch ist: Dieser Einschränkung muss ich mir bewusst sein, wenn ich es einpacke.
Dreibein-Videostativ
z.B. Velbon DV-7000N, 3,5 kg, ca. CHF 137.- bei Digitec
Vorteile: Stabil, grosse Höhe möglich, schwenkbarer Kopf.
Nachteil: Relativ gross und schwer.
Mehr Optionen dank schwenkbarem Kopf
Das Velbon-Stativ habe ich in Blogbeiträgen und Ratgebern schon mehrmals vorgestellt, denn ich empfehle es sehr gerne weiter. Es gehört fix zu meiner Reiseausrüstung und meiner Smartphone-Ausrüstung.
Das Dreibein-Videostativ hat einen Kopf, der sich in der Horizontalen frei bewegen lässt. Ich kann damit wirklich schöne Schwenks machen. Das ist auch der Unterschied zum Dreibein-Fotostativ.
Das Stativ ist stabil, und auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist mit knapp 140 Franken sehr gut. In dieser Preisklasse gibt es zwar viele Stative, aber die meisten sind nur 140 cm hoch. Um eine Person auf Augenhöhe zu filmen, ist das in der Regel zu wenig. Mit dem Velbon DV-7000N kann ich sogar meinen Mann filmen, und der ist über 1.90 m gross 🙂
Dafür ist es auch im kompakten Zustand relativ gross und einiges schwerer als das Fotostativ. Deswegen kommt es auch bei mir nicht auf jede Reise mit…
Individuell verstellbares Dreibein-Videostativ
Manfrotto 755CX3, 2,7 kg, Preis: Stativ CHF 511.- bei Brack, Kopf ca. CHF 159.- bei Brack
Vorteile: Sehr stabil und dennoch relativ leicht, hochwertige Verarbeitung, grosse Höhe möglich. Kopf ist individuell fixierbar und horizontal sowie vertikal schwenkbar.
Nachteil: Preis.
Mein Favorit!
Mit diesem Stativ arbeite ich am liebsten. Ich habe damit viel Spielraum in der Höhe, kann damit sogar mal eine Vogelperspektive aufnehmen. Der Kopf dreht sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen sehr schön.
Genial an diesem Stativ ist, dass ich den Kopf unabhängig von den Beinen verstellen und fixieren kann. Wenn das Stativ nicht auf einer ebenen Fläche steht, ist das Gold wert. Bei anderen Videostativen muss ich jedes Bein einzeln verstellen, damit der Kopf gerade ist. Das kostet viel mehr Zeit und ist kompliziert.
Das Stativ ist auch sehr stabil. Der Kopf ist relativ schwer, doch die Beine meines Modells sind aus Karbon, das macht es wieder etwas leichter.
Der Kopf dreht noch etwas schöner als beim Velbon-Stativ und die Verarbeitung ist hochwertiger. Es kostet dafür aber auch knapp fünfmal so viel.
Einbein-Videostativ
z.B. Manfrotto XPRO, 1,4 kg, ca. CHF 300.- bei Merlin.ch
Vorteil: Unkompliziert und schnell in der Handhabung. Leichter und kompakter als das Dreibein. Beweglicher Fuss, schwenkbarer Kopf.
Nachteil: Muss stets festgehalten werden.
Ideal für B-Roll
Ich arbeite sehr gerne mit dem Einbein-Stativ! Um B-Roll zu filmen, also unterschiedliche Einstellungen einer Reportage, ist es perfekt.
Der grosse Vorteil ist, dass ich sehr schnell arbeiten kann. Die Höhe ist zack, zack eingestellt, und mit der Wechselplatte kann ich die Kamera im Nu montieren und wieder entfernen.
Ein weiterer Vorteil: Das Einbein-Stativ ist halb so schwer wie das Dreibein. Ich kann es relativ klein zusammenklappen und z.B. auf meinen Rucksack spannen.
Um mich selber oder einen Interviewpartner zu filmen, ist es allerdings nicht ideal, da ich es immer festhalten muss. So kann ich mich nicht voll und ganz auf meinen Interviewpartner konzentrieren. Und wenn ich mich selber so filmen würde, wäre die Kamera längst zu Boden geschmettert.
Grosses Einbein-Stativ
Manfrotto MVM500A, 2 kg, ca. CHF 509.- bei Manfrotto
Vorteile: Viel Spielraum in der Höhe, beweglicher Kopf.
Nachteil: Muss festgehalten werden, Preis.
Zum Filmen mit der VJ-Cam
Dieses Stativ ist etwas grösser und teurer als das kleinere Einbein. Ich benutze es, wenn ich mit meiner VJ-Cam Sony PXW FS5 filme. Erstens erhalte ich damit ein ruhigeres Bild, als wenn ich die Kamera auf der Schulter trage. Und zweitens entlastet es mich, denn die FS5 wird mit der Zeit recht schwer…
Dazu kommt, dass dieses Stativ einen beweglichen Kopf hat; ich kann damit Schwenks machen.
Für mich auch praktisch in Kombination mit dem Manfrotto-Dreibein: Die beiden Stative haben den gleichen Kopf. Ich kann also die Wechselplatte an der Kamera lassen und mit der Kamera das Stativ wechseln, ohne die Platte zwischendurch abzuschrauben. Das erlaubt schnelles Arbeiten.
GorillaPod
z.B. Joby GorillaPod Focus, 0.5 kg, ca. CHF 119.- bei Fotichaestli
Vorteile: Klein und leicht, kann mit den beweglichen Beinen vielseitig angebracht und flexibel eingestellt werden. „Armverlängerung“ für Vlogger.
Nachteil: Geringe Höhe.
Das bewegliche „Stativchen“ für unterwegs
Den GorillaPod habe ich mir erst kürzlich gekauft. Er war auch mit mir auf meiner Skandinavien-Reise: Klein und leicht, ist dieses Stativ eine gute Option für Reisen. Es bringt einige Einsatzmöglichkeiten ohne viel Zusatzgewicht.
Praktisch daran ist, dass die Beine total beweglich sind. Ich könnte sie also auch um einen Ast wickeln oder Unebenheiten ausgleichen.
Um auf Augenhöhe filmen zu können, muss ich den GorillaPod im Unterschied zu einem Stativ mit ausziehbaren Beinen irgendwo befestigen oder aufstellen. Das ist ein Nachteil.
Viele Vlogger benutzen dieses Stativ als „Selfie-Stick“, wenn sie sich selber unterwegs filmen. Es ist eine Verlängerung des Arms, man ist damit mit der Kamera nicht so nahe am Gesicht.
Das war der eigentliche Grund, warum ich mir den GorillaPod gekauft habe. Mein Fazit nach dem Ausprobieren: Für mich ist der GorillaPod nicht so handlich, deswegen nur eine Behelfslösung.
Weitere kleine Stative und Adapter
Tisch-Stativ: In der Handtasche für spontane Aufnahmen
z.B. Røde Mini Tripod Stand, 185 g, ca. CHF 30.- bei Digitec
Es gibt ganz verschiedene Modelle von Tisch-Stativen. Sie sind sehr klein und handlich, also optimal für spontane Aufnahmen. Mit einem Smartphone und einem kleinen Lavalier-Mikrofon kann man damit ganz unkompliziert vloggen oder spontane Interviews führen.
Selfie-Stick: Da steckt mehr drin, als man glaubt!
z.B. Huawei Selfie Stick AF11, 130 g, ca. CHF 40.- bei Digitec
Den Selfie-Stick hat mein Mann mal bestellt, und weil er zu Hause rumlag, habe ich ihn ausprobiert – sorry, Sam 🙂
Mit dem Selfie-Stick kann ich mich mit dem Smartphone filmen. Meistens mache ich das zwar aus der Hand, ohne „Armverlängerung“, aber für grössere Gruppen oder für eine weitere Bildeinstellung eignet sich der Selfie-Stick schon.
Super an unserem Modell ist, dass es drei kleine Stativbeine hat, die man ausziehen kann. Kombiniert mit der ausziehbaren Länge wird dieser Selfie-Stick also zu einem kleinen Dreibein-Stativ. Das finde ich sehr praktisch!
Stativ-Adapter fürs Smartphone
Mit dem entsprechenden Adapter kannst Du das Smartphone auf praktisch jedes Stativ schrauben. Mein Lieblingsmodell ist der JJC SPC-1A (ca. CHF 16.- bei Fotichaestli).
Welches ist Dein Lieblings-Stativ?
Ich hoffe, dieser Blogpost hat Dir geholfen, Dich im Stativ-Dschungel etwas zurecht zu finden.
Es kommt ganz darauf an, was Du filmst, in welcher Situation, und wie viel Gewicht Du mit Dir herumtragen kannst. Möchtest Du eine möglichst kleine Ausrüstung? Oder ist es Dir wichtig, auch grosse Leute auf Augenhöhe filmen zu können? Das sind ganz unterschiedliche Ansprüche.
Kennst Du noch ein Stativ, das Du empfehlen kannst? Dann freue ich mich, von Dir zu hören!
3 Antworten
Ich arbeite auch nit verschiedenen Stativen. Was hier nicht erwähnt worden ist, ist eigentlich auch kein Stativ, es ist ein Gimbal. Manche sind bereits für Smartphone so klein, dass man sie überall mitnehmen Ann und das Bild ist auch nicht verwackelt.
Hallo Andràs. Danke für Deine Ergänzung. Für mich gehört der Gimbal in eine andere Kategorie, also nicht zu den Stativen. Ich finde Gimbals auch super, aber ich setze sie anders ein als ein Stativ, ich brauche den Gimbal, wenn ich ruhige „Kamerafahrten“ machen will. Ich habe auch einen Blogbeitrag zum Gimbal geschrieben, dort zeige ich auf, für was er praktisch ist, dass er aber oft auch falsch eingetzt wird: Achtung Gimbal: Darum sind die Stabilisierungs-Geräte gefährlich!
Hallo Judith, kann es sein dass das Velbon Stativ mittlerweile viel teurer ist? (254 bei Digitec?) Lieber Gruss Anita